Analog berechnungsfähige Leistungen in der modernen Parodontitistherapie

Fragen & Antworten

Ausschuss Gebührenrecht der Bundeszahnärztekammer


Welchen Vorteil haben die jetzt getroffenen Vereinbarungen?

Durch die jetzt mit der PKV und Beihilfe vereinbarten Beschlüsse wird für den überwiegenden Teil der modernen PAR-Behandlung eine Berechnung von analogen Leistungen mit einer Rechtssicherheit geschaffen. Der Privatpatient kann an den Fortschritten der modernen Parodontitistherapie teilhaben und die Praxis wird im Vergleich zur bisherigen Berechnung in der GOZ und im Vergleich zu Leistungen in der PAR-Strecke in der GKV-Versorgung bessergestellt.

Welche Vergütung bewirkt die professionelle Entfernung der Beläge in einer Sitzung zur unterstützenden Parodontitistherapie?

Nach Abschluss der 2. Therapiestufe an den Zähnen 17–27 und 37–47 und Überführung des Patienten in die unterstützende Parodontitistherapie kann sich zum Beispiel folgendes Leistungsgeschehen darstellen: Die subgingivale Instrumentierung zum Beispiel der Zähne 17–15, 25–27, 37–35 und 45–47 aufgrund von Resttaschen und die Entfernung gingivaler/supragingivaler Beläge an den Zähnen 17–27 und 37–47 bewirkt unter Anwendung des 2,3-fachen Steigerungssatzes Gebühren in Höhe von 266,96 €.

Wann treten die Beschlüsse in Kraft? Gelten die Beschlüsse auch bei bereits begonnenen Behandlungen?

Die Beschlüsse sind anwendbar für alle ab dem 18. Dezember 2022 erbrachten Leistungen und für vor diesem Datum erbrachte Leistungen, für die noch keine Rechnung erteilt wurde.

Kann neben der subgingivalen Instrumentierung in der 2. Therapiestufe oder der unterstützenden Parodontitistherapie zusätzlich die supragingivale und gingivale Zahnreinigung, z. B. nach der GOZ 1040 berechnet werden?

Der Wortlaut der Beschlüsse lässt bewusst die Berechnung der jeweiligen subgingivalen Instrumentierung und der GOZ Nr. 1040 am selben Zahn sitzungsgleich zu. Wenn beide Leistungen erbracht werden, können diese auch berechnet werden. Die Leistungsinhalte des Beschlusses Nr. 55 und der AIT im Bema sowie des Beschlusses Nr. 56 und der UPTe und UPTf differieren insofern.

Wieso bleiben manche Leistungen aus der PAR-Behandlungsstrecke im Bema unberücksichtigt?

Aufgrund der fast identischen Leistungsbeschreibung in GOZ und Bema ergeben sich keine Möglichkeiten, im Rahmen der Analogie eine neue Leistung zu beschreiben. Dies betrifft die Bema-Positionen PSI, CPTa, CPTb, UPTc, UPTd, 111 und 108. Die entsprechenden Leistungen müssen originär nach den Positionen der GOZ berechnet werden. Unverändert können bei diesen Leistungen die Bestimmungen der §§ 5. Abs. 2 und 2 Abs. 1 GOZ Anwendung finden.
Das Beratungsforum kann keine neuen GOZ-Ziffern bzw. eine neue GOZ gestalten. Die Vertragspartner können nur Empfehlungen für Analogberechnungen bei Leistungen beschließen, die nicht bereits beschrieben sind oder deren Leistungsbestandteile nicht in schon bestehenden Leistungen abgebildet werden.

Wieso gibt es kein höheres Honorar beim Index?

Die Leistungsbeschreibung der 4005 lässt im Vergleich zur Bema 04 keine Möglichkeit der Analogisierung.

Wieso müssen verpflichtende Leistungsbeschreibungen für die gewählten Analogziffern angegeben werden?

Die Angabe abgestimmter Leistungsbeschreibungen gewährleistet die Zuordnung zu der entsprechenden Therapie und erleichtert die Bearbeitung der Rechnungen bei den Kostenerstattern.

Wieso wird beim 4. Beschluss zum „Status“ ein wissenschaftlich anerkanntes Formblatt gefordert und ein Beispiel gegeben? Und wieso soll es an den Patienten herausgegeben werden?

Ursprünglich sollte auf Wunsch der Kostenerstatter als Abrechnungs- bzw. Erstattungsvoraussetzung verpflichtend ein neu zu entwickelndes Formblatt vorgeschrieben und die Aushändigung an den Patienten obligatorisch werden. Dies hätte eine erhebliche Zeitverzögerung für die Entwicklung, Abstimmung und das Einpflegen in die Praxissoftwaresysteme gehabt. Daher wurde die jetzige Formulierung gewählt. Das von den meisten Praxen verwendete KZBV-Formular fällt selbstverständlich unter die Kategorie „wissenschaftlich anerkannt“. Die jetzt gefundene Lösung der Herausgabe des Status an den Patienten auf dessen Wunsch ist geltende Rechtslage.

Wieso wird die analoge Berechnung der leitlinienbasierten Mundhygieneunterweisung und -kontrolle nicht mehr erwähnt?

Die analoge Berechnungsfähigkeit dieser Leistungen kann aufgrund der weit gefassten Beschreibungen der originären Leistungen gebührenrechtlich strittig sein. Um Praxen bezüglich dieser Leistungen nicht juristischen Auseinandersetzungen auszusetzen und im Interesse einer Gesamteinigung mit PKV und Beihilfe über die gebührenrechtliche Bewertung der Parodontitistherapie empfiehlt die Bundeszahnärztekammer künftig bei diesen Leistungen deren originäre Berechnung. Die Anwendung der § 5 Abs. 2 und § 2 Abs. 1 GOZ bleibt unbenommen.

Was ist mit der UPTg? Wieso gibt es dafür keine entsprechende analoge Berechnungsempfehlung?

Für die UPTg, die in der GOZ allenfalls mit der GOZ Nr. 4000 berechenbar gewesen wäre, wurde nach entsprechender Verhandlung der Einfachheit halber die Befundevaluation nach der GOZ Nr. 5070a ein drittes Mal ermöglicht. Dies kompensiert zumindest teilweise die Nichtberücksichtigung der MHU, UPTa und UPTb. Für letztere Leistungen könnten Praxen auch originäre Leistungen der GOZ oder, mit gewissem Risiko, selbstgeschaffene Analogpositionen entwickeln.

Was bedeutet „dreimal innerhalb eines Jahres“ im Beschluss zur Befundevaluation-PAR?

Der Jahreszeitraum beginnt am Tag der ersten Befundevaluation und endet im Folgejahr am Tag vor diesem Datum. (z. B. erste BEV am 12. Mai 2023, Jahresfrist endet am 11. Mai 2024 – Einzelheiten siehe https://www.bzaek.de/goz/stellungnahmen-zur-goz/stellungnahme/fristen-und-zeitangaben.html)

Sind neben den empfohlenen analogen GOZ-Nrn. OP-Zuschläge nach dem Kapitel L der GOZ berechenbar?

Für die in den Beschlüssen des Beratungsforums empfohlenen GOZ Nrn. sind keine OP-Zuschläge möglich. Werden andere Leistungen mit Zuschlagsfähigkeit sitzungsgleich ausgeführt, ist selbstverständlich der passende OP-Zuschlag berechnungsfähig.

Ist der Behandlungszeitraum für eine PAR-Behandlungsstrecke bzw. für die jeweiligen Behandlungszeiträume für den Zahnarzt bei der Behandlung von Privatversicherten wie beim GKV-Patienten verpflichtend?

Nein.

Müssen die Pläne von PKV/Beihilfe genehmigt bzw. eventuell begutachtet werden oder kann der Zahnarzt ohne Genehmigung behandeln und berechnen?

Eine Parodontitisbehandlung muss in der Regel nicht genehmigt werden. Ggf. sind dazu Regelungen im individuellen Versicherungsvertrag des Patienten enthalten. Wie bei jeder umfangreichen Behandlung kann es sinnvoll sein, in Absprache mit dem Patienten einen Kostenvoranschlag zu erstellen.

Es sind ja nur Berechnungsempfehlungen – erhält der Patient, wenn der Behandler sich für eine andere Analogziffer entscheidet, trotzdem die vom Beratungsforum beschlossenen Analogziffern erstattet?

Über das Erstattungsverhalten einzelner Kostenträger kann die BZÄK keine Aussagen treffen. Wenn andere Analogziffern verwendet werden, sollte zumindest der in den Beschlüssen vereinbarte verpflichtende Text verwendet werden. Sofern lediglich ein Problem mit bereits für andere Analogleistungen „verbrauchten“ Gebührenziffern besteht, wäre ggf. eine Änderung der analogen Gebührenziffern in der Praxissoftware zu erwägen.

Kann das Formblatt Vordruck 5a und 5b 1:1 übernommen werden bzw. muss es für den Privatpatienten angepasst werden?

U. a. die vertragszahnärztlichen Formblätter entsprechen den Anforderungen des Beschlusses Nr. 57.

Die Gingivektomie ist in BEMA Nr. AITa/b Leistungsinhalt. Wie verhält es sich bei der Berechnung der GOZ 3010a bzw. 4138a?

Die Gingivektomie ist nicht Bestandteil der Beschlüsse zur Parodontitistherapie. Bei entsprechender Indikation kann die Gingivektomie berechnet werden.

Wie verhält es sich, wenn die ZAP weiterhin nach den 4000ff. GOZ die PAR-Behandlung abrechnet?

Die Zahnarztpraxis ist frei in der Therapie von Parodontalerkrankungen. Auch bisherige Gebührenziffern können je nach Indikation verwendet werden. Allerdings sind die in den Beschlüssen aufgeführten Ausschlüsse der Nebeneinanderberechnung zu beachten.

Sind die PAR-Beschlüsse auch für die Periimplantitisbehandlung anwendbar?

Nein, die S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III“ der DG Paro und DGZMK bezieht sich ausschließlich auf die Behandlung von natürlichen Zähnen. Zur Periimplantitis- Behandlung ist im Dezember eine Neuauflage der S3-Leitlinie „Die Behandlung periimplantärer Infektionen an Zahnimplantaten“ der DGI und DGZMK veröffentlicht worden. Das Beratungsforum hat hierzu den Beschluss Nr. 60 „Nichtchirurgische subgingivale Belagsentfernung an einem Implantat zur Therapie einer Periimplantitis“ gefasst.

Unter welchen fachlichen Voraussetzungen gelten die PAR-Beschlüsse?

Die PAR-Beschlüsse orientieren sich an wissenschaftlich anerkannten Leitlinien und Klassifikationen, insbesondere an der S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III“ der DG Paro und DGZMK von 2020, in denen ein Schwellenwert, ab dem eine Parodontitis vorliegt, mit „meist ≥ 4 mm mit BOP“ Sondierungstiefe angegeben wird (vgl. Leitlinie, Seite 29)

Was gilt, wenn die Sondierungstiefen zwischen zwei ganzen Zahlen liegen, z. B. 3,5 mm?

Nach der Stellungnahme der DG Paro zur Änderung der Richtlinie zur systematischen Behandlung von Parodontitis und anderer Parodontalerkrankungen (PAR-Richtlinie): Rundung Sondierungstiefen vom 19. März 2022 sind „Messwerte unter 0,5 mm […] abzurunden, Messwerte von 0,5 mm oder darüber […] aufzurunden“.


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