Klartext 05/22

Themen

Technik muss dienen, nicht führen | Absolventinnen und Absolventen etwa Ende 20 | Tag der Zahngesundheit: Gruppenprophylaxe nach der Pandemie | ZFA-Tarifgehälter steigen ab 1. Juli um 5,5 Prozent | Sommer der Berufsausbildung | Zahnmedizin bei Special Olympics | Initiative proDente | Europäischer Gesundheitsdatenraum – Vorschläge der Europäischen Kommission auf dem Tisch | ERO: Frühjahrstagung in Bukarest | Council of European Dentists (CED) | Deutsche G7-Präsidentschaft: Treffen der Gesundheitsminister und -ministerinnen | Konferenz zur Zukunft Europa abgeschlossen – Folgen offen


Technik muss dienen, nicht führen

Die Telematik im Gesundheitsweisen macht bislang noch keinen richtig glücklich. Die Anwendungen der TI sind mitunter sperrig umgesetzt, einige klagen über Abstürze und Ausfälle. Sie sind in den Praxen, aber auch bei den Patientinnen und Patienten - bisher fordern nur wenige bspw. einen elektronischen Medikationsplan ein -, noch nicht wirklich angekommen. So sind Anwendungen, die speziell Zahnarztpraxen einen echten Nutzen bringen, entweder noch nicht da oder haben bisher nicht die entscheidende Marktdurchdringung (KIM, el. Heil- und Kostenplan).

Die Anforderungen an die Gesundheitstelematik bleiben hoch: Praxen, Kliniken, Apotheken brauchen eine absolut sichere Technologie. Dazu muss sie stets verlässlich sein, handhabbar und praxistauglich. Sie soll den Praxisalltag vereinfachen und nicht verkomplizieren. Die gematik muss diese Aspekte auf dem Weg zur TI 2.0 weiterhin in den Fokus stellen. Da deren Umsetzung aber Zeit braucht, hat die gematik Geschäftsführung ihren Gesellschaftern einen Konnektorentausch vor Ablauf der Sicherheitszertifikate als einzig verlässlich umsetzbare Lösung zur Beschlussfassung empfohlen. Die theoretische Alternative - eine Verlängerung der Sicherheitszertifikate durch ein Software-Update - hätte einen Eingriff in das Praxissystem alle 2 Jahre notwendig gemacht und potenziell den Austausch nur verschoben. Die diesbezüglichen Aktivitäten der Hersteller haben das Vertrauen in diese Alternative zudem nicht verstärkt. 

Dipl.-Stom. Jürgen Herbert, BZÄK-Vorstandsreferent für Telematik: „Grundsätzlich müssen neue Anwendungen so umfangreich wie möglich vorab getestet werden, damit der Praxisalltag bei deren Einführung nicht zum Erliegen kommt. Starre Fristen und Sanktionen erwiesen sich bislang nicht als hilfreich. Das Festhalten an gesetzlichen Terminen – unabhängig vom Reifegrad der Anwendung bzw. von Testergebnissen – führt zu Problemen mitten im Patientenbetrieb. Es bleibt zu hoffen, dass der lange notwendige Schwenk von der Technikzentrierung hin zur Versorgungszentrierung endlich erfolgt.“


Absolventinnen und Absolventen etwa Ende 20

27,14 Jahre alt waren Erstabsolventinnen und -absolventen in der Zahnmedizin im Jahr 2020. Die durchschnittliche Studiendauer betrug 11,54 Semester.

Erstabsolventinnen und -absolventen der Allgemeinmedizin waren demgegenüber durchschnittlich 28,32 Jahre alt und studierten 13,05 Semester.


Tag der Zahngesundheit: Gruppenprophylaxe nach der Pandemie

Die Gruppenprophylaxe blickt auf zwei schwierige Jahre zurück: Die normalerweise 4,6 Millionen Kinder und Jugendlichen pro Jahr konnten wegen der Pandemie nicht erreicht werden. Im März 2020 kam die Gruppenprophylaxe zunächst ganz zum Erliegen, das betraf alle 380 Arbeitskreise der Landesarbeitsgemeinschaften.

Deutschlandweit wurde danach äußerst heterogen agiert. Was in Kitas und Schulen möglich war, hing u.a. von regionalen Bestimmungen und Entscheidungen der Träger ab. Gruppenprophylaxe fand zum Teil in vollem Umfang statt, teilweise war die Durchführung nur stark reduziert bzw. gar nicht möglich, da es vorkam, dass Prophylaxe-Fachkräfte keinen Zutritt hatten.

Die Verantwortlichen hoffen derzeit, bald wieder in gewohntem Umfang zu arbeiten. Man steht mit den Entscheidungsträgern auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene in Kontakt.

Der Tag der Zahngesundheit 2022 ist der Gruppenprophylaxe gewidmet. Die Botschaft lautet: Mundhygiene in und nach Zeiten von COVID-19 – jetzt erst recht! In der Gruppenprophylaxe arbeiten Hygieneprofis mit Expertise im Infektionsschutz. Durch den engagierten Einsatz aller Mitarbeitenden in der Gruppenprophylaxe - die bei Kindern und Jugendlichen von erheblicher Bedeutung ist - wird somit auch die Hygieneerziehung gefördert.


ZFA-Tarifgehälter steigen ab 1. Juli um 5,5 Prozent

Mit Inkrafttreten des neuen Vergütungstarifvertrags zum 1. Juli 2022 steigen die tariflichen Gehälter für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) in den Kammerbereichen Hamburg, Hessen Westfalen-Lippe und im Saarland um 5,5 Prozent. Auch ZFA, die eine Aufstiegsfortbildung absolviert haben, erhalten die Steigerung.

Die Vergütung der Auszubildenden erhöht sich ebenfalls: Zum 1. Dezember 2022 im 1. Ausbildungsjahr auf 920 Euro, im 2. Ausbildungsjahr auf 995 Euro und im 3. Ausbildungsjahr auf 1.075 Euro.

https://www.zm-online.de/news/politik/zfa-gehaelter-steigen-um-55-prozent/


Sommer der Berufsausbildung

Im Rahmen der Allianz für Aus-und Weiterbildung findet 2022 wieder der „Sommer der Berufsausbildung“ statt. Die Kampagne richtet sich an Jugendliche, Eltern und Betriebe. In Veranstaltungen von Mai bis Oktober werden Themen wie Berufsorientierung oder Attraktivität der Ausbildung aufgegriffen. Der Bundesverband der Freien Berufe ist einer der Paten des Themas „Vielfalt in der dualen Ausbildung“. „Sommer der Berufsausbildung“ war 2021 mit über 800 Veranstaltungen und großer Resonanz in den sozialen Netzwerken sehr erfolgreich. (#AusbildungSTARTEN)


Zahnmedizin bei Special Olympics

Vom 19. - 24. Juni finden die Special Olympics Nationalen Spiele Berlin statt. Deren Zahn- und Mundgesundheitsprogramm Special Smiles wird von ehrenamtlichen Zahnärztinnen und Zahnärzten, Studierenden, Zahnmedizinischem Fachpersonal sowie Auszubildenden getragen. Die BZÄK unterstützt seit 2010 als Schirmherrin Special Smiles.


Initiative proDente

proDente veröffentlichte eine Multimedia-Pressemappe zum Thema Zahnfleischtaschen/Parodontitis (https://t1p.de/69gcn) sowie je eine Pressemeldung zum kostenfreien Urlaubs-Sprachführer rund um Zahnschmerzen (https://t1p.de/blyw6) und zu Leukoplakie (https://t1p.de/lwyna).


Europäischer Gesundheitsdatenraum – Vorschläge der Europäischen Kommission auf dem Tisch

Am 3. Mai hat die Europäische Kommission den Verordnungsvorschlag zur Schaffung eines Europäischen Gesundheitsdatenraums (European Health Data Space - EHDS) vorgelegt. Ziel ist es, die nationalen Gesundheitssysteme interoperabel zu verbinden, um einen sicheren Transfer von Gesundheitsdaten zu ermöglichen. Patientinnen und Patienten sollen die Kontrolle über ihre Gesundheitsdaten erhalten und durch MyHealth@EU auf Datenmindestsätze EU-weit zugreifen können, z.B. Rezepte, Laborergebnisse, Röntgenbilder, Entlassungsberichte, Impfnachweise. Neben besserer Versorgung erhofft man sich einen Innovationsschub für Gesundheitsforschung, Gesundheitswesen und Biowissenschaften. 

BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz forderte, dass stets das Patienteninteresse im Auge behalten werden müsse. Gesundheitsdaten dürften keine kommerziellen Waren werden und Datenmissbrauch müsse verhindert werden.

Angesichts des Vorschlagumfangs und der Tatsache, dass er die originäre Kompetenz der Staaten im Gesundheitsbereich berührt, ist nicht mit einem schnellen Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens zu rechnen. Mehr unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_22_2711


ERO: Frühjahrstagung in Bukarest

Am 29. und 30. April fand die Frühjahrskonferenz der European Regional Organisation (ERO) des Weltverbands der Zahnärzteschaft FDI statt. Dr. Simona Dianišková, Slowakei, übernahm turnusgemäß die Präsidentschaft von ihrem Vorgänger Dr. Michael Frank, Deutschland. In den ERO-Vorstand wurden Dr. Edoardo Cavallé, Italien, als President-Elect, Dr. Oliver Zeyer, Schweiz, als Schatzmeister, Dr. Taner Yücel, Türkei, als Generalsekretär und Prof. Dr. Paula Perlea, Rumänien, als Vorstandsmitglied gewählt. Eine Solidaritätsbekundung mit der Ukraine wurde mit großer Mehrheit durch das Plenum verabschiedet.

https://www.erodental.org/


Council of European Dentists (CED)

Am 20. und 21. Mai fand in Porto die CED-Vollversammlung statt. Die 47 Delegierten aus über 30 nationalen Delegationen verabschiedeten ein Positionspapier zu „eSkills in der Zahnmedizin“. Angesichts zunehmender Digitalisierung des zahnärztlichen Berufs sprachen sie sich einstimmig für die Aufnahme von mehr digitalen Inhalten in das zahnmedizinische Studium und den ständigen Erwerb digitaler Kompetenzen im Laufe des Berufslebens aus. Darüber hinaus wurde eine Stellungnahme zur zahnmedizinischen Versorgung während der COVID-19 Pandemie angenommen. Dabei unterstreicht das CED, dass durch viele Schutzmaßnahmen die Sicherheit der Patientinnen und Patienten in der Zahnarztpraxis stets gewährleistet war und die Praxen nachweislich kein Infektionstreiber waren. Die Politik wurde aufgefordert, daraus für den weiteren Verlauf der Pandemie und vergleichbare Entwicklungen Lehren zu ziehen.

Die Beschlüsse sind hier abrufbar: https://cedentists.eu/library/policy.html


Deutsche G7-Präsidentschaft: Treffen der Gesundheitsminister und -ministerinnen

Die Gesundheitsminister und -ministerinnen der G7-Länder haben sich auf Einladung des deutschen Vorsitzes Mitte Mai in Berlin getroffen. Schwerpunkte der Diskussionen waren die gemeinsame Bewältigung der Corona-Pandemie, neue Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel sowie die Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen. Zudem wurden die Verbesserung des internationalen Krisenmanagements und die Stärkung der Rolle der Weltgesundheitsorganisation verhandelt. Es wurde ein Pandemie-Pakt zur Vermeidung von künftigen Pandemien verabschiedet. Dieser sowie das Schlusskommuniqué kann hier abgerufen werden: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/treffen-der-g7-gesundheitsministerinnen-und-minister.html#c24773


Konferenz zur Zukunft Europa abgeschlossen – Folgen offen

Am 9. Mai endete die seit einem Jahr laufende Konferenz zur Zukunft Europas. Sie war zur Projektionsfläche unterschiedlicher Forderungen geworden. Die pro-europäischen Kräfte erhofften sich einen Aufbruch für die EU. Viele EU-Mitgliedstaaten zeigten sich jedoch gegenüber institutionellen Reformen zurückhaltend.

Es wurden Vorschläge erarbeitet, um die EU handlungsfähiger zu machen. Mit den Erfahrungen der Pandemie waren Gesundheit und mehr gesundheitspolitische Kompetenzen auf EU-Ebene ein herausgehobenes Thema. In Arbeitsgruppen wurden Vorschläge erarbeitet, die auch Bezug zur zahnmedizinischen Versorgung haben. So findet sich im Abschlussbericht unter anderem die Forderung, dass es in der EU künftig eine kostenlose zahnärztliche Versorgung für Kinder, einkommensschwache Gruppen und andere gefährdete Gruppen geben sollte. Diese Forderungen sind eher als Wunsch zu verstehen. Um sie umzusetzen, müssten die EU-Verträge mit Einstimmigkeit geändert werden. Dies ist derzeit politisch nicht durchsetzbar.

Mehr unter: https://futureu.europa.eu/?locale=de

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