Klartext 05/23
Themen
Frühjahrsfest der Zahnärzteschaft in Berlin | Schleswig-Holstein: Brandt bleibt Präsident | Faktencheck iMVZ | Initiative proDente | BZÄK-Europatag diskutierte | ERO-Tagung in Istanbul: Neue Arbeitsgruppe zu Mundgesundheit gegründet | EU-Parlament: Aussprache zu globaler Gesundheitsstrategie
Frühjahrsfest der Zahnärzteschaft in Berlin
Ambulante Nah- bzw. Grundversorger stärken statt schwächen
Am 09. Mai fand das gemeinsame Frühjahrsfest von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) in Berlin statt.
BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz verwies dort auf die fatalen Auswirkungen des GKV-FinStG auf die Patientengesundheit wegen der letztendlich gedeckelten PAR-Behandlungsstrecke – es könne nicht sein, dass es eine Paro-Triage geben müsse. Aber auch die geplante Krankenhausreform hätte Auswirkungen auf den ambulanten Bereich. „Denn wer kümmert sich dann um die Nah- bzw. Grundversorgung direkt vor Ort?“ so Benz. „Es kann nur auf eine Stärkung der ambulanten Nah- bzw. Grundversorger, sprich Ärzte- und Zahnärzteschaft in Niederlassung, hinauslaufen. Denn nur sie sind in der Fläche ausreichend vorhanden, nur sie können die Gatekeeper-Funktion übernehmen, um Patientinnen und Patienten an Spezialisten bis hin zu den hochspezialisierten Unikliniken zu ver- und überweisen.“
Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, Sabine Dittmar (SPD), MdB, merkte an, dass sich in die letzten 20 Jahren die Mundgesundheit sehr verbessert hätte, damit verschiebe sich der Bedarf in Richtung Prävention und Beratung. Zum GKV-FinStG und Paro sollen die Abrechnungsdaten genau evaluiert werden, dann werde weitergeredet. Das BMG wolle zukünftig dazu beitragen, die Mundgesundheit zu verbessern.
Die bessere Mundgesundheit gebe es aber auch auf Grund der guten Versorgungsstruktur, das wolle man unterstützen. Zu iMVZ gebe es jetzt eine bessere Informationsgrundlage. Die wolle man nutzen.
Der Vorstandsvorsitzende der KZBV, Martin Hendges, sprach darüber, dass die Zahnärzteschaft in den letzten Jahrzehnten durch konsequente Präventionsorientierung nicht nur die Mundgesundheit verbessert, sondern die anteiligen Ausgaben der Krankenkassen gegen alle Trends um gut ein Drittel gesenkt habe. Das GKV-FinStG gefährde nun die präventionsorientierte Parodontitis-Therapie.
Schleswig-Holstein: Brandt bleibt Präsident
Die konstituierende Kammerversammlung der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein bestätigte am 6. Mai Dr. Michael Brandt als Präsidenten, Vizepräsident bleibt Dr. Kai Voss.
Faktencheck iMVZ
Großinvestorenthese:
MVZ unterliegen identischen Regularien wie Einzelarztpraxen und Berufsausübungsgemeinschaften.
Fakt:
Falsch.
Private-Equity-Gesellschaften ist die (Zahn-)Medizin weitgehend unreglementiert geöffnet. Denn dem Berufsrecht und der Aufsicht durch die Kammern unterliegen allein (Zahn-)Ärzte. Die juristische Person, die das iMVZ betreibt, und der Finanzinvestor sind nicht an berufsrechtliche Regelungen (Berufspflichten) gebunden, die vor allem dem Patientenschutz dienen. Selbst wenn es einen Verdacht gibt, dass durch Vorgaben der Geldgeber die Therapie beeinflusst wird, gibt es keine Handhabe seitens der Kammern.
Initiative proDente
Ganz neu stellt proDente Zahnärzten, -technikern und Dentalindustrie drei individuelle konfigurierbare Azubi-Werbespots zur Verfügung:
proDente veröffentlichte aktuell zwei Pressemeldungen:
„Elektrische Zahnbürsten: Welche gibt es?“ und
„Zahnfleischrückgang: Was tun?“.
Transfer von Gesundheitsdaten, Laborergebnissen, Impfnachweisen sowie deren Zweitnutzung in der EU — BZÄK-Europatag diskutierte
Den Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS), der bis 2025 einsatzbereit sein soll, diskutierten am 10. Mai in Berlin Vertreterinnen und Vertreter des Deutschen Bundestags, des Bundesgesundheitsministeriums, der Wissenschaft sowie von Verbänden der Heilberufe und der Medizintechnologie auf dem 18. Europatag der Bundeszahnärztekammer.
Mit dem EDHS sollen die nationalen Gesundheitssysteme innereuropäisch verbunden werden, Gesundheitsdaten wie Patientenkurzakten, Rezepte, Laborergebnisse, Röntgenbilder, Impfnachweise ausgetauscht werden und Daten weitergenutzt werden können.
BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz forderte, dass der EHDS die Prinzipien der informationellen Selbstbestimmung, des Datenschutzes und der Datensicherheit wahren müsse. Gleiches gelte für das Arztgeheimnis. Gesundheitsdaten dürften nur unter klaren Bedingungen und zum Zwecke einer gemeinwohlorientierten Forschung zweitgenutzt werden.
BZÄK-Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler mahnte, dass durch die technische Vernetzung keine weitere Mehrarbeit in den sowieso überlasteten Praxen entstehen dürfe. Die technischen Kosten müssten außerdem vollumfänglich erstattet werden.
ERO-Tagung in Istanbul: Neue Arbeitsgruppe zu Mundgesundheit gegründet
Am 21. und 22. April fand die Frühjahrskonferenz der europäischen Regionalorganisation (ERO) des Weltverbands der Zahnärzteschaft FDI statt. Vom Plenum wurde eine neue Arbeitsgruppe zu „Oral Health“ gegründet. Diese soll einen Fokus auf die Zusammenarbeit der ERO mit dem WHO-Regionalbüro für Europa legen und der WHO so aktuelle und valide Daten zum Bereich Mundgesundheit zuarbeiten.
EU-Parlament: Aussprache zu globaler Gesundheitsstrategie
Am 19. April diskutierten EU-Abgeordnete mit der EU-Kommission und der schwedischen Ratspräsidentschaft über die europäische Strategie zur globalen Gesundheit, die im November von der Brüsseler Behörde vorgestellt worden war. Drei Prioritäten der Strategie wurden unterstützt: So sollen die Ursachen für Gesundheitsgefahren bekämpft, die globale Gesundheit gestärkt und die Resilienz von Gesundheitssystemen sowie eine umfassende gesundheitliche wie soziale Absicherung erhöht werden. Die WHO soll weiterhin eine zentrale Rolle in der Koordination der Gesundheitspolitik auf internationaler Ebene einnehmen und muss hierzu stärker gefördert werden.