KlartextKlartext 07/22

Themen

Verbesserung folgt Verschlechterung | Rheinland-Pfalz: Woop als Präsident bestätigt | Zahnmedizin partizipierte nicht an Beschäftigtenanstieg in der Pandemie | Praxisgründung, Beteiligung, Anstellung & Co | „CIRS dent -Jeder Zahn zählt!“| Gesprächsführung: Kostenloser Online-Kurs für Praxen | Ausschreibung: Eva Luise Köhler Forschungspreis für Seltene Erkrankungen | Initiative proDente | Tschechien übernimmt EU-Ratspräsidentschaft


Verbesserung folgt Verschlechterung

Erst seit Juli 2021 kann die Volkskrankheit Parodontitis (PAR) mit einer State-of-the-Art-Behandlung in der GKV durch die neue PAR-Behandlungsstrecke angegangen werden. Diese war das Ergebnis langer fachlicher Beratungen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Mit etwa 35 Millionen an einer Parodontitis Erkrankten in Deutschland und einer bereits vor Jahren festgestellten Unterversorgung war sie dringend notwendig. Dass diese Unterversorgung keine Lappalie war, liegt eben auch an der Bedeutung der chronischen Erkrankung Parodontitis als auslösender oder adjuvanter Faktor für gewichtige Allgemeinerkrankungen.

Auch durch die Aufklärungskampagne der Bundeszahnärztekammer paro-check.de gibt es nun eine gesteigerte Nachfrage nach Parodontitisbehandlungen in den Praxen.
Die chronische Erkrankung ist mit der neuen PAR-Behandlungsstrecke gut in den Griff zu bekommen, Schlimmeres kann verhindert werden. Prävention par excellence!
Allerdings soll dieser positive Trend nun schon wieder gestoppt werden. Die Gesetzespläne zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) setzen mit Sparmaßnahmen ausgerechnet an der Patientenversorgung an. Auch die neuen parodontologischen Behandlungen fallen in die geplante Budgetierung. Die PAR-Therapie wird dadurch gleich wieder ausgebremst. „Diesen langen und schweren Zug gleich an der ersten Steigung anzuhalten, riskiert, dass er gar nicht mehr anfahren kann“, so BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz. „Derzeit bereits für den Patienten genehmigte Leistungen der mehrjährigen Leistungsstrecke könnten unter der GKV-FinStG-Budgetierung dann nicht mehr erbracht werden. Auch ein Behandlungsbeginn bei neuen Patientinnen und Patienten wäre kaum noch möglich. Die BZÄK appelliert an das Bundesgesundheitsministerium, die Gesetzespläne zu modifizieren, es gibt etliche bessere Hebel, die Kosten zu senken. Strukturelle Änderungen oder bürokratische, unnötige Aufwendungen können den Haushalt entlasten.“

Die Zahnmedizin ist kein Kostentreiber im GKV-System. Seit 1980 ist ihr Anteil an den Gesamtausgaben um 58 Prozent gesunken. Hier zahlt sich Prävention direkt aus.
Große Gewinne werden hingegen an anderer Stelle aus dem Sozialsystem getragen: Ausländische Private–Equity-Unternehmen führen regelmäßig Gewinne aus Deutschland ab, häufig in Steueroasen. Fremdinvestoren mit ausschließlichen Kapitalinteressen sollten umgehend von Gründung und Betrieb medizinischer Versorgungszentren ausgeschlossen werden. Die ambulante Patientenversorgung durch niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte hingegen ist Fürsorge und Prävention statt Kostenfaktor.

Gemeinsame Stellungnahme zum Referentenentwurf eines GKV-FinStG


Rheinland-Pfalz: Woop als Präsident bestätigt

Am 9. Juli wurde Dr. Wilfried Woop als Präsident der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz bestätigt.
Ebenso wiedergewählt wurde Dr. Peter Mohr als Vizepräsident.


Zahnmedizin partizipierte nicht an Beschäftigtenanstieg in der Pandemie

358.000 Personen waren Ende 2020 in Zahnarztpraxen beschäftigt (ohne Auszubildende). Dies entspricht einem Rückgang um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit konnten die Zahnarztpraxen nicht an der Entwicklung des Gesundheitswesens insgesamt partizipieren, wo im ersten Coronajahr ein Anstieg der Beschäftigtenzahlen um 1,5 Prozent zu verzeichnen war.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Gesundheitspersonalrechnung


Praxisgründung, Beteiligung, Anstellung & Co

Um Zahnärztinnen und Zahnärzten eine Übersicht über die unterschiedlichen Praxisformen zu geben, wurde die Broschüre "Formen zahnärztlicher Berufsausübung" komplett überarbeitet und jetzt unter neuem Namen veröffentlicht: "Praxisgründung, Beteiligung, Anstellung & Co"

Sie informiert kurz und klar über die wichtigsten Praxisformen, juristische, berufsrechtliche und zukunftsorientierte Aspekte. Zudem werden Sonderformen zahnärztlicher Berufsausübung beschrieben und die unterschiedlichen Möglichkeiten der Anstellung von Zahnärzten angesprochen.

Zur Broschüre


„CIRS dent -Jeder Zahn zählt!“

Das digitale Berichts- und Lernsystem „CIRS dent – Jeder Zahn zählt!“ von BZÄK und KZBV wurde grundlegend überarbeitet und an die Nutzerbedürfnisse angepasst. Zahnärztinnen und Zahnärzte können sich im virtuellen Raum, geschützt vor fremden Zugriffen, über kritische Vorkommnisse austauschen. Es gelten die Prinzipien Freiwilligkeit, Anonymität und geringer Aufwand. Rund 7.000 Praxen nutzen diesen Service bereits aktiv. Mit Berichten und Kommentaren teilen sie Erfahrungen und Wissen und tragen zu Patientenschutz und Qualitätsverbesserung in der Praxis bei.

www.cirsdent-jzz.de


Gesprächsführung: Kostenloser Online-Kurs für Praxen

Mit dem Online-Kurs der BZÄK wird die Teach-Back-Methode erlernt. Mit dieser aus der Pädagogik stammenden Technik wird erfragt, ob das Patientengespräch vollständig verstanden wurde. Denn faktisch sind viele Informationen auf dem Heimweg bereits vergessen.
Durch den Kurs erlernen Praxen eine einfache, aber hocheffektive Gesprächsführung, die wissenschaftlich evaluiert ist. Es gibt 4 Fortbildungspunkte.

www.bzaek-teach-back.de/


Ausschreibung: Eva Luise Köhler Forschungspreis für Seltene Erkrankungen

Rund 5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer der bis zu 8.000 bekannten Seltenen Erkrankungen. Extrem lange Diagnosewege und die unzureichende Versorgung mit Therapien, Medikamenten und Informationen belasten Betroffene und ihre Familien. Um dies zu verbessern, schreibt die Eva Luise und Horst Köhler Stiftung den „Eva Luise Köhler Forschungspreis für Seltene Erkrankungen“ aus, dotiert mit 50.000 Euro. Bewerbungsfrist: 4. September 2022.

www.elhks.de/aktuelles/fp23    

Die BZÄK ist Mitglied im Nationalen Aktionsbündnis für Menschen mit Seltenen Erkrankungen (NAMSE) und unterstützt die Aufklärung.


Initiative proDente

Aktuell veröffentlichte proDente eine Multimedia-Pressemappe zum Thema „Ist Mundgeruch nur schlechter Atem oder krankhaft?“

https://t1p.de/6yym6


Tschechien übernimmt EU-Ratspräsidentschaft

Seit Juli 2022 hat Tschechien die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union übernommen. Das Programm des sechsmonatigen Vorsitzes ist angelehnt an ein Václav-Havel-Zitat: „Europa als Aufgabe“. Im Schatten des Kriegs in der Ukraine hat die Gesundheitspolitik gleichwohl eine große Bedeutung, ein eigenes Kapitel im Ratsprogramm. Der Kampf gegen Krebs, die Weiterentwicklung der EU-Arzneimittel-strategie, eine überarbeitete EU-Strategie für globale Gesundheit sind hervorgehoben, ferner der Verordnungsvorschlag über die Schaffung eines Europäischen Gesundheitsdatenraums (EHDS). Außerdem wird eine Konferenz zu seltenen Krankheiten organisiert. Tschechien möchte die Beratungen auf Ratsebene fortführen und beim Gesundheitsministerrat im Dezember einen sog. Fortschrittsbericht vorlegen. Zudem wird erhofft, erste Kompromisstexte mit dem Europäischen Parlament zu Kapiteln des EHDS-Verordnungsvorschlags auszuhandeln.

Zum Ratsprogramm

Zahnärztekammern der Länder
Positionen und Statements