Klartext 07/23
Themen
Medizinische Fachberufe an Gesundheitspolitik: Extremen Fachkräfteengpass mit Beendigung der chronischen Unterfinanzierung umgehend angehen! | Thüringen: Junge bleibt Präsident | Faktencheck i-MVZ | Geplantes EU-Verbot von Dental-Amalgam – Deutsche Zahnärzteschaft lehnt Vorstoß der EU-Kommission ab | Initiative proDente
Medizinische Fachberufe an Gesundheitspolitik:
Extremen Fachkräfteengpass mit Beendigung der chronischen Unterfinanzierung umgehend angehen!
Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. (vmf) ruft die Teams von Arzt- und Zahnarztpraxen zu einer Protestaktion auf, um die Politik auf die dramatische Situation im ambulanten Gesundheitswesen aufmerksam zu machen. Ärzte- und Zahnärzteschaft unterstützen dies.
Konkret fordert der vmf eine gesicherte Finanzierung der flächendeckenden ambulanten Versorgung. Notwendig seien ein Ende der Budgetierung sowie zeitgemäße gesetzliche und private Gebührenordnungen. In den Honorarverhandlungen der (zahn)ärztlichen Leistungen müssten die Tarifsteigerungen der Fachangestellten zeitnah und vollumfänglich gegenfinanziert werden. Nur auf dieser Grundlage sei es möglich, den extremen Fachkräfteengpass abzumildern.
Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK): „Die Fachkräftesicherung ist existentiell für die Praxen – und damit für die Patientinnen und Patienten. Was in der Pflege schon funktioniert hat – viel bessere Löhne – muss auch im ambulanten Bereich geschehen. Statt die Gebührenordnungen regelmäßig an Preissteigerungen und Lohnniveau anzupassen, verharren sie aber zum Teil seit Jahrzehnten immer noch auf DM-Niveau. Ein üppiges Leben ist bei Durchschnittspraxen ohne Promifaktor schon lange nicht mehr möglich, der Spielraum für ausreichend Personal mit guten Gehältern über die Jahre systematisch weggeschrumpft worden. Stattdessen badet der ambulante Bereich nun auch noch die exzessiven Ausgaben der Pandemie mit Spargesetzen aus, die die Gesundheitsversorgung knebeln und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen unmöglich machen.“
Kundgebung: 8. September 2023, Berlin
Thüringen: Junge bleibt Präsident
Die Kammerversammlung der Landeszahnärztekammer Thüringen hat am 01. Juli Dr. Christian Junge zum Präsidenten wiedergewählt, ebenfalls bestätigt wurde Vizepräsident Dr. Ralf Kulick.
Faktencheck i-MVZ
Großinvestorenthese:
Nur i-MVZ seien attraktive Arbeitgeber, die jungen Menschen eine Work-Life-Balance ermöglichten.
Fakt:
Falsch.
i-MVZ haben mit lediglich 33 Prozent die schlechteste Teilzeitquote von allen Praxisformen.
Die eigene Niederlassung bleibt hingegen die beliebteste Form der Berufsausübung und bietet eigenen zeitlichen Gestaltungsspielraum.
Belegt ist zudem, dass in einigen i-MVZ massiver Umsatzdruck ausgeübt wird. Regelmäßiger Rapport, Rechtfertigung für Therapieentscheidungen und ethische Dilemmata werden als unattraktive Arbeitsbedingungen berichtet.
Bei Anstellungswunsch bieten die bewährten Praxisstrukturen und die inhabergeführten MVZ eine bessere Basis, Großinvestoren sind dafür nicht notwendig.
Geplantes EU-Verbot von Dental-Amalgam – Deutsche Zahnärzteschaft lehnt Vorstoß der EU-Kommission ab
Die EU-Kommission hat am 14. Juli in Brüssel ihren Vorschlag für eine Revision der geltenden EU-Quecksilberverordnung präsentiert: So soll die Verwendung von Amalgam ab Januar 2025 nur noch in medizinischen Ausnahmefällen erlaubt sein. Ferner sollen die Herstellung in der EU und der Export in Drittstaaten aus Umweltschutzgründen verboten werden. Die Beratungen im Europäischen Parlament und der im Rat versammelten EU-Mitgliedstaaten werden nach der Sommerpause beginnen. Offen ist, ob das Verfahren bis zu den Europawahlen 2024 abgeschlossen werden kann.
Die Bundeszahnärztekammer kritisiert diesen voreiligen Vorstoß und fordert Korrekturen. Aus zahnmedizinischer Sicht sprechen zahlreiche Gründe für die Beibehaltung von Amalgam als Füllungsmaterial: Das im Amalgam enthaltene Quecksilber geht mit Silber, Zinn und Kupfer eine feste intermetallische Verbindung ein und liegt daher nur in gebundener, nicht umweltschädlicher Form vor. Das Material ist langlebiger als andere Füllungswerkstoffe, zudem gibt es im mechanischen Verhalten Vorteile. Die alternativ zur Verfügung stehenden Werkstoffe können nicht alle Indikationen von Amalgamfüllungen abdecken. Außerdem hätte ein generelles Amalgamverbot auch soziale Folgen: Alle verfügbaren Alternativmaterialien sind erheblich teurer. Darüber hinaus garantieren die Amalgamabscheider mittlerweile europaweit eine umweltverträgliche Nutzung des Werkstoffs. Schließlich wird Amalgam noch in vielen EU-Mitgliedstaaten in signifikantem Maße genutzt. Ein Verbot hätte hier deutliche Auswirkungen auf die zahnmedizinische Versorgung.
Initiative proDente
proDente veröffentlichte aktuell die Pressemappen
Ideen für eine zahnfreundliche Schultüte
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