Klartext 10/23
Themen
Mehr „Hauszahnärztinnen und -zahnärzte“ für den ländlichen Raum | Faktencheck i-MVZ | Forum Zahn- und Mundgesundheit | Aktuelle Statistik der Ausbildungszahlen Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) | Hufeland-Preis verliehen | Initiative proDente | BZÄK-Jahresbericht veröffentlicht | 20 Jahre afgis | Fachkräftemangel – Europäische Kommission möchte Anerkennung von Qualifikationen aus Drittstaaten erleichtern | Weltverband der Zahnärzteschaft: Neue Stellungnahmen und Wahlen | Politische Erklärung zu Universeller Gesundheitsversorgung: Mundgesundheit wird mitgedacht
Mehr „Hauszahnärztinnen und -zahnärzte“ für den ländlichen Raum
Die inhabergeführte „Hauszahnarztpraxis“ hat Deutschland an die Weltspitze der Mundgesundheit geführt. Sie selektiert nicht, wird den Anforderungen des ländlichen Raumes optimal gerecht und deckt den Großteil der Patientenbedürfnisse in hoher Qualität und bei herausragender Patientenzufriedenheit ab. Dennoch schwächeln die Niederlassungszahlen im ländlichen Raum.
In ihrer Warnemünder Erklärung fasst die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) drei wesentliche Gründe dafür zusammen und schlägt Ideen zur Lösung mittels vier konkreter Ansätze vor:
- Auswahl der Studierenden
- Auswahl des Standorts
- Kommunale Unterstützung
- Finanzielle Anreize
Mit diesen Denkanstößen und Forderungen soll die klassische ambulante Versorgung in der „Hauszahnarztpraxis“, im Sinne von Zahnarzt oder Zahnärztin in eigener Praxis, als Nukleus einer zukünftigen zahnärztlichen Versorgung gestärkt werden. Damit soll auch die Versorgung in ländlichen Gegenden sichergestellt werden, ohne aufwendige und teure Doppelstrukturen zu schaffen.
Faktencheck i-MVZ
Großinvestorenthese:
Maßnahmen zur räumlichen und fachlichen Begrenzung von i-MVZ seien aus rechtlicher Perspektive fragwürdig. Die Einschränkung würde einen Eingriff in die Berufsfreiheit darstellen.
Fakt:
Falsch.
Die Bedingung von Nähe von i-MVZ zum Trägerkrankenhaus ist gerechtfertigt, eine sog. subjektive Berufszugangsvoraussetzung. Sie ist zulässig, wenn die Regelung dem Schutz wichtiger Gemeinschaftsgüter dient und zur Sicherstellung der Versorgungsqualität.
Es zeigt sich, dass Kapitalinvestoren ohne fachlich-medizinischen Bezug Krankenhäuser erwerben, um oft in weiter Entfernung davon i-MVZ zu gründen. Die Beschränkung auf den räumlichen Einzugsbereich und den fachlichen Bezug (zahnmedizinische Fachabteilung) des Krankenhauses soll gewährleisten, dass keine autonomen Satelliten entstehen, die ohne Aufsicht, wechselnde und im Zweifel nicht erreichbare Ansprechpartner und Verantwortliche entstehen. Dies dient dem Patientenschutz, dem Gesundheitsschutz, einem der überragenden Gemeinschaftsgüter schlechthin.
Forum Zahn- und Mundgesundheit
Halbzeit der Legislaturperiode – und die geplante Neuauflage des Präventionsgesetzes lässt weiterhin auf sich warten, rügten die Akteure auf dem Forum Zahn- und Mundgesundheit (FZM) am 16. Oktober in Berlin. Sie forderten, dass neben der Alterszahngesundheit die Zahn- und Mundgesundheit aller Erwachsenen in einer Gesetzesnovelle als 9. Gesundheitsziel verankert wird, denn Zahn- und Mundgesundheit müsse präventiv für alle Altersgruppen angegangen werden. Vor über 40 Teilnehmenden diskutierten unter Moderation des BZÄK-Präsidenten Prof. Dr. Christoph Benz Christine Aschenberg-Dugnus (FDP), MdB, Dr. Herbert Wollmann (SPD), MdB, Dr. Regina Görner (BAGSO) und Raoul Machalet (EVG). Das Forum wurde 2012 unter Beteiligung von Wissenschaft, Fachverbänden, Politik und Wirtschaft gegründet. Es wurde als partei- und fächerübergreifende Informationsplattform angelegt.
Aktuelle Statistik der Ausbildungszahlen Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA)
Die Zahlen zu abgeschlossenen neuen Ausbildungsverträgen bei Zahnarztpraxen bleiben stabil: Zwischen 01. Oktober 2022 und 30. September 2023 wurden zum dritten Mal in Folge bundesweit über 14.000 neue Ausbildungsverträge für ZFA abgeschlossen (D gesamt: 14.168; ABL: 12.645; NBL: 1.523). Damit verstetigt sich die hohe Ausbildungsleistung der Praxen mit einem leichten Minus von rund 0,33 Prozent (ABL: -0,87 Prozent; NBL: +4,39 Prozent).
Ab Januar 2024 startet die bundesweite ZFA-Azubi-Kampagne
Hufeland-Preis verliehen
Im Oktober wurde der Hufeland-Preis an Prof. Dr. Walter Heindel und Prof. Dr. Stefanie Weigel für ihre Arbeit zur Brustkrebs-Früherkennung vergeben. Der Preis gilt als bedeutendster Preis der Präventivmedizin, er wird von der Hufeland-Stiftung ausgelobt, in der Bundesärztekammer, BZÄK und Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. neben der stiftenden Deutschen Ärzteversicherung vertreten sind.
Initiative proDente
proDente veröffentlichte aktuell die Pressemappe
BZÄK-Jahresbericht veröffentlicht
Der BZÄK-Jahresbericht 2022|2023 ist erschienen. In Kurzform werden die Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte von Juli 2022 bis Juni 2023 umrissen.
20 Jahre afgis
Das Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (afgis) hat im Oktober 20-jähriges Jubiläum. afgis zertifiziert Gesundheitswebsites und unterstützt Suchende somit, Gesundheitsinformationen besser beurteilen zu können.
Auch die BZÄK-Website ist afgis-zertifiziert.
Fachkräftemangel – Europäische Kommission möchte Anerkennung von Qualifikationen aus Drittstaaten erleichtern
Um die EU für qualifizierte Drittstaatsangehörige attraktiver zu machen, plant die Europäische Kommission, im Herbst empfehlende Leitlinien zur Vereinfachung und Beschleunigung der Anerkennung von in Nicht-EU-Ländern erworbenen Qualifikationen zu veröffentlichen.
Nach ihrer Einschätzung sind komplexe Verfahren sowie mangelnde Transparenz bei der Anerkennung ein wesentlicher Grund dafür, dass Fachkräfte aus Drittstaaten nicht in die EU kommen. Die EU-Mitgliedstaaten sollen angehalten werden, ihre Anerkennungsverfahren für Drittstaaten an das in der Berufsanerkennungsrichtlinie festgelegte Anerkennungssystem von EU-Berufsabschlüssen auszurichten, Verfahren zu vereinfachen, Bearbeitungszeiten zu verkürzen und elektronische Verfahren zu ermöglichen.
Der Council of European Dentists und die BZÄK haben in Stellungnahmen darauf verwiesen, dass bei Gesundheitsberufen im Interesse des Patientenschutzes und der Qualität der medizinischen Versorgung stets sichergestellt sein muss, dass die Qualifikationen den Standards entsprechen, die in der EU gelten. Die in der Berufsanerkennungsrichtlinie festgelegten Mindestanforderungen an Dauer und Inhalt der zahnärztlichen Ausbildung dürfen bei der Anerkennung von Qualifikationen aus Nicht-EU-Ländern keinesfalls unterschritten werden.
Weltverband der Zahnärzteschaft: Neue Stellungnahmen und Wahlen
Ende September hat das Weltparlament der World Dental Federation (FDI) in Sydney getagt. Es wurden acht politische Stellungnahmen angenommen: „Alkohol als Risiko für die Mundgesundheit“, „Zusammenarbeit zwischen dem zahnmedizinischen Praxisteam und anderen medizinischen Fachkräften“, „Psychische Gesundheit für die Zahnärzteschaft und Studierende der Zahnmedizin“, „Zahnabnutzung“, „Alternative Restaurationsmaterialien als Ersatz für Amalgam“, „Mundgesundheit für gesundes Altern“, „Perinatale und frühkindliche Mundgesundheit“ sowie „Soziale und kommerzielle Determinanten der Mundgesundheit“.
Zudem wurde eine Positionierung zu Freien Zuckern verabschiedet.
Dr. Greg Chadwick, USA, hat die FDI-Präsidentschaft für die nächsten zwei Jahre übernommen. President-Elect wurde Ass. Prof. Dr. Nick Sharkov, Bulgarien.
Politische Erklärung zu Universeller Gesundheitsversorgung: Mundgesundheit wird mitgedacht
Am 21. September nahmen Staats- und Regierungschefs am 2. UN-High-Level-Treffen zum Thema „Universal Health Coverage“ (Universelle Gesundheitsversorgung) teil. Wichtigstes Ergebnis des Treffens war die Verabschiedung der politischen Erklärung „Universelle Gesundheitsversorgung (UHC): Erweiterung unserer Ambitionen für Gesundheit und Wohlbefinden in einer Welt nach COVID“. Im Absatz 55 der politischen Erklärung wurde ein starker Hinweis auf Munderkrankungen und deren nötige Bekämpfung verankert. Auch nichtübertragbare Krankheiten und ihre Risikofaktoren wurden in diesem Dokument ausführlich erwähnt.