Klartext 11/24

Themen

Mut zur aktiven Gestaltung des Gesundheitswesens – Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer | Ehrungen der Bundeszahnärztekammer | Politische Berichte der Präsidenten | Beschlüsse der BZÄK-Bundesversammlung | Statistisches Jahrbuch der BZÄK 2023/2024 | Hufeland-Preisverleihung für bedeutende Forschungsleistungen in der Präventivmedizin | Statistik der Ausbildungszahlen Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) zum 30.09.2024 | PraxisAWARD Prävention verliehen


Mut zur aktiven Gestaltung des Gesundheitswesens – Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer  

Die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) fand am 15. und 16. November in Hamburg statt.
Mut zur aktiven Gestaltung des Gesundheitswesens forderte BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz, Deutschland brauche jetzt Aufbruch statt Abbruch und Mut statt Missmut. Zu einem zukunftsgerichteten Gesundheitswesen gehöre der Blick auf die demografische Entwicklung. Es gehe künftig darum, immer knapper werdende Ressourcen zu verteilen. Bürokratie und Komplexität im Gesundheitswesen nähmen zu, der ökonomische Druck auf die Praxen steige. Angesehene Ökonomen empfehlen einen Neustart, laut Prognosen sei der Kipppunkt der Sozial- und Gesundheitssysteme in den 2030er Jahren zu erwarten. Lösungsansätze könnten mehr Prävention, stärkere Eigenverantwortung und weniger Bürokratie sein.

Der amtierende Präsident des Weltzahnärzteverbandes FDI, Dr. Greg Chadwick, betonte in seinem Grußwort die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit der FDI mit der BZÄK. Angesichts vieler drängender Herausforderungen rief Chadwick die deutsche Zahnärzteschaft auf, sich mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen weiter in der FDI zu engagieren.

Die BZÄK-Bundesversammlung verabschiedete die Resolution „Zahnarztpraxen haben Belastungsgrenze erreicht – so geht es nicht weiter!“, in der konstatiert wird, dass Zahnarztpraxen in Deutschland Gefahr laufen, eine geregelte Patientenversorgung nicht mehr gewährleisten zu können.
Die Bundesversammlung forderte die künftige Bundesregierung in der Resolution auf, Gesundheitspolitik als zentrale Aufgabe zu behandeln und die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitswesens sicherzustellen.

Zu den Kernthemen gehören:

  • Stärkung der Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung und Abkehr von einem staatlichen Gesundheitssystem
  • Stärkung des ambulanten Sektors und der bewährten wohnortnahen Versorgung
  • Investoren-MVZ zum Patientenschutz regulieren
  • Bürokratieburnout beenden
  • Lösungen zum Fachkräftemangel erarbeiten
  • Bekenntnis und Stärkung des dualen Systems in der Krankenversicherung, verbunden mit der angemessenen Honorierung in der GOZ
  • Präventive, gesundheitsförderliche Maßnahmen erfolgreich weiterentwickeln
  • Praxistaugliche Digitalisierung

Die Delegierten fassten zudem Beschlüsse u.a. zu folgenden Themen: GOZ, Ausverkauf der Zahnheilkunde an Investoren, Digitalagentur Gesundheit, Neustart der ePA, Fachkräftesicherung, Bürokratieabbau, Sprechende Zahnmedizin sowie zur Änderung der Musterweiterbildungsordnung und der Festlegung einer Delegiertenzahl zur BZÄK-Bundesversammlung.


Ehrungen der Bundeszahnärztekammer

Hofrat Dr. Jörg Krainhöfner wurde für seine Verdienste um den zahnärztlichen Berufsstand mit der Ehrennadel der deutschen Zahnärzteschaft in Gold ausgezeichnet.


Politische Berichte der Präsidenten

BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz rief in seinem Bericht Politik und Bundesversammlung gleichermaßen zu einem Aufbruch auf. Die Herausforderungen im Gesundheitswesen, vor allem der demografische Wandel, erforderten eine neue Perspektive. Lösungsansätze wären mehr Prävention und Eigenverantwortung, weniger Bürokratie und Vorschriften, so könne der „Gesundheitsoutput“ stark erhöht werden. Und alles, was dazu nicht beitrage, müsse auf den Prüfstand. Die BZÄK sehe auch eine enge Zusammenarbeit der Organisationen untereinander als hilfreich an. Benz‘ Forderung: Die Politik solle mutige Entscheidungen treffen, insbesondere in Bezug auf Bürokratieabbau und Reformen im Gesundheitswesen.

BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert forderte schnelle und einschneidende Reformen und eine andere Politik für Zahnmedizin und Freiberufler. Er kritisierte das Bürokratieentlastungsgesetz, das keinerlei Mehrwert für die Praxen biete. Es gebe stattdessen massiven Bürokratieaufbau bspw. durch neue Pflichten bei Wischdesinfektion und Medizinproduktebetreiberverordnung oder die wachsende Zahl von „Beauftragten“. Zum Fachkräftemangel verwies er auf die Rekordzahlen bei neuen Ausbildungsverträgen, Zuwanderung von Fachkräften sowie eine Attraktivitätssteigerung des ZFA-Berufs. Er warnte außerdem vor den kommerziellen Interessen von Investoren in Zahnmedizinischen Versorgungszentren (iMVZ), es könne die Qualität gefährden, wenn in der Zahnmedizin dieselben kommerziellen Regeln wie bei Pauschalreisen oder Speiseeis gelten. Die zentrale BZÄK-Forderung: Es muss eine räumliche und fachliche Nähe zwischen Gründungskrankenhaus und iMVZ bestehen. Auch im Zahnheilkundegesetz müssten Lösungen geschaffen werden, die bereits auf dem Tisch liegen (z.B. „50+1“-Regelung, Mehrheit immer in Zahnarzthand). Ebenso mahnte er eine schnelle Regulierung der standardunterschreitenden Aligner-Start-ups im Internet.

Dr. Romy Ermler MBA, BZÄK-Vizepräsidentin, kritisierte, dass politisch keine Probleme im ambulanten Bereich substanziell angegangen oder gar gelöst worden seien. Auch Wertschätzung und eine angemessene Honorierung der Arbeit gehöre dazu. Um die zahnmedizinische Versorgung nachhaltig und wirtschaftlich sicherzustellen, sei ein reformiertes duales Krankenversicherungssystem nötig. Für die Zukunft der Zahnmedizin seien Perspektiven und bessere Rahmenbedingungen für junge die Zahnmedizinerschaft notwendig, Mentoring-Programme zwischen Jung und Alt könnten unterstützen.

Sie erneuerte zudem die Forderung nach einer gesetzlichen Verpflichtung der Politik zur regelmäßigen Anpassung der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ).


Beschlüsse der BZÄK-Bundesversammlung

Die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer fasste Beschlüsse zu gesundheits- und sozialpolitischen Themen, u.a. zu:
Festlegung der Delegiertenzahl und Änderung des Delegiertenschlüssels in der Satzung,
Änderung der Musterweiterbildungsordnung, Ausverkauf der Zahnheilkunde an Investoren endlich stoppen,
GOZ-Punktwert endlich anpassen, Referenz-GOZ, Neustart der ePA darf kein Fehlstart werden, Digitalagentur Gesundheit – mehr Stimmrechte für die Selbstverwaltung!, Nein zum Gesundheits-Digitalagentur-Gesetz, Fachkräftesicherung, Bürokratieabbau jetzt - Regelwerk für den Gesetzgeber statt Regulierungswahn für Zahnarztpraxen, Stärkung der Gesundheitskompetenz durch Förderung der Sprechenden Zahnmedizin.

Alle an die Politik gerichteten Beschlüsse der Bundesversammlung sind unter www.bzaek.de eingestellt.


Statistisches Jahrbuch der BZÄK 2023/2024

Die neue Ausgabe des Statistischen Jahrbuchs der BZÄK wurde zum Deutschen Zahnärztetag veröffentlicht. Darin wurden aktuelle Daten zu unterschiedlichen Aspekten der zahnärztlichen Berufsausübung, der Wirtschafts- und Beschäftigungsleistung der Zahnärzteschaft sowie zur Mundgesundheit der Bevölkerung übersichtlich aufbereitet. 

Datenquellen sind u. a. die GOZ-Analyse, das Zahnärztliche Sattelitenkonto sowie die Erhebungen der Statistischen Ämter.

Das Statistische Jahrbuch kann für 10 Euro zzgl. MwSt. und Versand bezogen werden:

www.bzaek.de/service/broschueren-und-publikationen


Hufeland-Preisverleihung für bedeutende Forschungsleistungen in der Präventivmedizin

Am 06. November wurde der Hufeland-Preis an zwei Forschungskonsortien vergeben. Der Preis gilt als bedeutendster Preis der Präventivmedizin, er wird von der Hufeland-Stiftung ausgelobt, in der Bundesärztekammer, BZÄK und Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. neben der stiftenden Deutschen Ärzteversicherung vertreten sind.

Details

Für seine Verdienste um den zahnärztlichen Berufsstand verlieh die BZÄK auf der Veranstaltung zudem an Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner die höchste Auszeichnung der deutschen Zahnärzteschaft, das Fritz-Linnert-Ehrenzeichen.


Statistik der Ausbildungszahlen Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) zum 30.09.2024

Bei den bis zum 30. September 2024 abgeschlossenen ZFA-Ausbildungsverträgen für das neue Ausbildungsjahr zeigt sich eine deutliche Zunahme: bundesweit wurden 16.178 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen (ABL: 14.382; NBL: 1.796), das ist ein Plus von 14,2 Prozent (ABL: +13,7; NBL: +17,9).

Damit verstetigt sich die hohe Ausbildungsleistung der Zahnarztpraxen. Seit Februar 2024 ist eine bundesweite Azubi-Kampagne von BZÄK und Kammern gestartet:

www.zfa-beruf.com


PraxisAWARD Prävention verliehen

Am 19. November wurde der PraxisAWARD Prävention zum Thema „Mundgesundheit in der häuslichen Pflege“ verliehen. Alle vier Preisträger und Preisträgerinnen setzen sich für die Unterstützung von Betroffenen und pflegenden Angehörigen ein. Mit der Preisverleihung führen Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und CP GABA die „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ fort.

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