Klartext 12/24
Themen
Gesundheitspolitische Positionen der Bundeszahnärztekammer | Baden-Württemberg: Tomppert als Präsident bestätigt | Aktionsplan für ein barrierefreies Gesundheitswesen | Neue Musterweiterbildungsordnung | Gesundheits-Digitalagentur-Gesetz – GDAG | Big Data in der Epidemiologie: Pro & Contra | Internationale Dental-Schau 2025 | WHO nimmt Mundgesundheit erneut in den Fokus | Save the Date: Europatag der BZÄK | Europäische Kommission nimmt Arbeit auf - Várhelyi neuer Gesundheitskommissar | CED-Vollversammlung in Brüssel | FDI Policy Statements 2024 online
Gesundheitspolitische Positionen der Bundeszahnärztekammer
Die Gesellschaft wandelt sich. Demografiebedingte Probleme wie die Finanzierung der Sozialversicherungssysteme oder der Fachkräftemangel müssen gesamtgesellschaftlich bewältigt werden. Gerade in der Sozial- und Gesundheitspolitik stehen wichtige Weichenstellungen an. Es geht jetzt um den Wechsel in eine neue Politik. Gesundheitspolitik ist keine Nebenrolle, das Vertrauen in die Politik hängt auch damit zusammen, dass es wohnortnahe (zahn-)medizinische Angebote gibt. Gesundheit muss in allen Gesetzesvorhaben berücksichtigt werden.
Mit ihren „Gesundheitspolitischen Positionen“ hat die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) ihre gesundheits- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen und Forderungen an die Politik für die Bundestagswahl formuliert. Von der nächsten Bundesregierung erwartet sie, dass sie sich für praxisbezogene Anliegen einsetzt, z.B. die Erleichterung der Praxisgründung und -führung. Praxen brauchen außerdem eine den allgemeinen Kostenentwicklungen folgende Honorierung, so wie sie anderen Freien Berufen auch zuteilwird. Sie brauchen Bürokratieabbau, um sich mehr den Patientinnen und Patienten zuwenden zu können. Und sie brauchen eine sinnvolle Implementierung und Nutzung der Digitalisierung.
Es geht vor allem um eine Veränderung im Mindset: Weg von Misstrauen und Gängelung, hin zu einer neuen Vertrauenskultur. Weg mit unnötiger Bürokratie, hin zu mehr Behandlungszeit für Patientinnen und Patienten.
Die „Gesundheitspolitischen Positionen“ für die Legislaturperiode 2025 bis 2029 skizzieren Probleme und Aufgaben - und unterbreiten Lösungsansätze. Der Politik wird die Hand gereicht, um die vor uns liegenden Aufgaben im konstruktiven Dialog und zum Wohle der Patientinnen und Patienten in einem auch zukünftig lebenswerten Deutschland zu bewältigen.
Baden-Württemberg: Tomppert als Präsident bestätigt
Auf der konstituierenden Vertreterversammlung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg am 07. Dezember wurde Präsident Dr. Torsten Tomppert in seinem Amt bestätigt. Als Stellvertreter wurde Dr. Bert Bauder bestätigt.
Aktionsplan für ein barrierefreies Gesundheitswesen
Der Bundesgesundheitsminister hat den Aktionsplan für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen vorgelegt. Ein zentraler Punkt des Aktionsplans ist, dass Arzt- und Zahnarztpraxen barrierefrei werden sollen. Bauliche Änderungen sollen aus dem Strukturfonds gefördert werden.
Geplant sind zudem der Ausbau von Videosprechstunden sowie von Angeboten und Strukturen in der Langzeitpflege. Die Belange von Menschen mit Behinderungen sollen im Sicherstellungsauftrag hervorgehoben werden. Weitere Änderungen sollen die Versorgung und die administrativen Abläufe in spezialisierten medizinischen Zentren für Kinder und Erwachsene mit Behinderungen verbessern. Das BMG beabsichtigt zudem, die Versorgung von Menschen mit Behinderungen, die zu ihrer zahnmedizinischen Versorgung auf Vollnarkosen angewiesen sind, nachzubessern.
Neue Musterweiterbildungsordnung
Am 16. November stimmte die BZÄK-Bundesversammlung für die überarbeitete Musterweiterbildungsordnung, die zahlreiche Neuerungen enthält, um die Weiterbildung Oralchirurgie und Kieferorthopädie zukunftsgerecht aufzustellen. Zentrale Änderung ist ein grundlegender Perspektivwechsel, weg vom zeitlichen Rahmen, hin zu einem Kompetenz- und Kenntniskatalog nach aktuellen wissenschaftlichen Standards. Die Modernisierung ermöglicht zudem die digitale Dokumentation, ohne dies vorzuschreiben. Für die Kammern bietet die neue Musterweiterbildungsordnung die Möglichkeit, einen verbesserten Einblick in den Fortgang der Weiterbildung zu erhalten - ein Beitrag zur Qualitätssicherung.
Gesundheits-Digitalagentur-Gesetz – GDAG
Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) haben eine gemeinsame Stellungnahme zum Regierungsentwurf des Gesundheits-Digitalagentur-Gesetzes – GDAG verfasst.
Laut Entwurf soll die gematik GmbH umgewandelt werden, die Geschäftsanteile erhalten bleiben. In der Stellungnahme wird eine gleichberechtigte Stimmrechtsverteilung angemahnt, um eine adäquate Einbeziehung der Leistungserbringer zu ermöglichen. Ohne diese werden Regelungen zur Ausweitung des Aufgabenportfolios der Digitalagentur ablehnend beurteilt.
Eine wesentliche Forderung ist auch, dass das ab Januar 2025 eingeführte Abrechnungsverbot für die Vertrags(zahn)ärzteschaft mit nicht zertifizierter PVS entfernt wird. Denn Praxen haben dies nicht in der Hand.
Die Anhörung zum GDAG im Gesundheitsausschuss erfolgte am 11. November. Es ist angesichts der aktuellen Situation allerdings nicht zu erwarten, dass das GDAG noch verabschiedet wird.
Big Data in der Epidemiologie: Pro & Contra
In der Epidemiologie findet eine Verlagerung hin zur Nutzung von Big Data für Gesundheitsüberwachung und Entscheidungsfindung statt. Im Artikel „Big Data in Epidemiology: Brave New World?“ im Journal of Dental Researchwird das jüngste Beispiel des globalen Berichts der WHO zum Stand der Mundgesundheit und der regionalen Zusammenfassungen erörtert, derkritisiert wurde, weil er sich auf Big Data aus der Global Burden of Disease (GBD)-Studie stützt. Der Artikel analysiert Pro & Contra der Verwendung von Big Data in der Epidemiologie und schätzt Wert und Grenzen ein. Das Autorenteam gibt Empfehlungen, wie traditionelle epidemiologische Ansätze mit Big Data und fortschrittlicher Datenanalytik in Einklang kommen.
Internationale Dental-Schau 2025
Die Internationale Dental-Schau (IDS) findet vom 25.-29. März 2025 in Köln statt. Die BZÄK wird mit ihren Partnern vor Ort sein.
WHO nimmt Mundgesundheit erneut in den Fokus
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die 2023 den Aktionsplan zur globalen Förderung der Mundgesundheit bis 2030 verabschiedet hat, lud Ende November zur globalen Konferenz zur Mundgesundheit. Der Weltverband der Zahnärzteschaft, die World Dental Federation (FDI), war vertreten. Über 110 Länder berieten die nationale Umsetzung des Aktionsplans. Es wurde die Bangkok-Erklärung „No Health Without Oral Health - Towards Universal Health Coverage for Oral Health by 2030” verabschiedet. Ziel: bis 2030 eine weltweite Mundgesundheitsversorgung zu etablieren und Mundgesundheit mittelfristig als grundlegendes Menschenrecht zu garantieren.
Die wichtigsten Aussagen:
- Orale Erkrankungen sind die am weitesten verbreiteten nichtübertragbaren Krankheiten. Ca. 3,5 Milliarden Menschen sind betroffen, es besteht Handlungsbedarf für Mundgesundheitsförderung, Prävention und Therapie.
- Grundlegende Mundgesundheitsdienstleistungen sollten in medizinische Leistungspakete integriert werden, ein verbesserter Zugang zur Versorgung kann nur durch Integration in Grund- und allgemeine Gesundheitsversorgung erreicht werden.
- Der gesundheitspolitische Fokus soll auf Prävention, sozial gerechter und nachhaltiger Versorgung liegen.
- Zucker hat eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung von Zahnkaries und anderen nichtübertragbaren Krankheiten.
Die Kernergebnisse der Bangkok-Erklärungsollen in den WHO-Bericht für das UN-Treffen 2025 zu nichtübertragbaren Krankheiten einfließen und eine bessere Integration oraler Erkrankungen in die globale Agenda für nichtübertragbare Krankheiten gewährleisten.
Die globale Strategie und der Aktionsplan für Mundgesundheit 2023–2030
Save the Date: Europatag der BZÄK
Der 19. Europatag der Bundeszahnärztekammer findet am 16. Juli 2025 in Brüssel statt.
Europäische Kommission nimmt Arbeit auf - Várhelyi neuer Gesundheitskommissar
Die Kommission Ursula von der Leyen II hat am 1. Dezember ihre Arbeit aufgenommen. Das Europäische Parlament hatte nach kontroversen Anhörungen Ende November die neue Kommission bestätigt. Umstritten bis zuletzt blieb der Ungar Olivér Várhelyi, der neuer EU-Gesundheitskommissar ist. Várhelyi wurden neben Orbán-Nähe mangelnde Fachkenntnisse und ein problematischer menschlicher Umgang vorgeworfen. Bei den Anhörungen nannte Várhelyi als Prioritäten für seine ersten hundert Tage im Amt die Fortführung der Beratungen über den Critical Medicines Act, ein Aktionsplan zur Verbesserung der Cybersicherheit von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen sowie die EU-Medizinprodukteverordnung (MDR). Er betonte, dass er kurzfristig Maßnahmen zur Vereinfachung der MDR-Regularien erlassen möchte.
CED-Vollversammlung in Brüssel
Am 22. November fand in Brüssel die Herbstvollversammlung des europäischen Dachverbandes der Zahnärzteschaft, des Council of European Dentists (CED), statt. Die Delegierten positionierten sich zu den Themen Dentalketten und deren Auswirkungen auf den zahnärztlichen Berufsstand sowie zur EU-Medizinprodukteverordnung. Mit Blick auf Dentalketten warnten die Delegierten vor deren wachsendem Einfluss und riefen insbesondere junge Zahnärztinnen und Zahnärzte auf, sich für die Niederlassung in eigener Praxis zu entscheiden.
Bei den CED-Wahlen wurde BZÄK-Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler mit großer Mehrheit neu in den Vorstand des CED gewählt. D.M.D./Univ. of Florida Henner Bunke schied nach zwei Amtszeiten satzungsgemäß aus dem CED-Vorstand aus. Mehr
FDI Policy Statements 2024 online
Die politischen Stellungnahmen der World Dental Federation (FDI), die im September auf der Generalversammlung in Istanbul verhandelt und angenommen wurden, sind nun im englischen Original und in deutscher Übersetzung auf der FDI-Homepage abrufbar. Es wurden Stellungnahmen unter anderem zu Reduktion des Zuckerkonsums, zur Bekämpfung frühkindlicher Karies sowie zum Zusammenhang von Mundgesundheit und nichtübertragbaren Krankheiten angenommen.
Wir wünschen Ihnen eine erholsame, vor allem gesunde Weihnachtszeit und einen guten Start in 2025!