Rede Neujahrsempfang von BZÄK und KZBV


Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Damen und Herren,
verehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestages,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Gäste, guten Abend!

Es ist mir eine große Freude, Sie im Namen der Bundeszahnärztekammer zu unserem Neujahrsempfang 2023 begrüßen zu dürfen.

Es heißt ja oft, dass man etwas erst richtig zu schätzen weiß, wenn es nicht mehr da ist. Von daher muss ich sagen, dass mir unser Neujahrsempfang, die persönlichen Gespräche und der anregende Austausch, in den vergangenen Corona-Jahren doch sehr gefehlt hat. Und seien wir ehrlich – sprechende Köpfe auf Bildschirmen hatten wir seit 2020 wirklich genug. Deshalb von Mensch zu Mensch statt Zoom to Zoom, nochmal ein herzliches Willkommen!

Das dominierende Thema der vergangenen Monate war, das muss ich Ihnen nicht sagen, der brutale Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Bilder von Zerstörung, Flucht und Leid erreichen uns inzwischen seit fast einem Jahr von dort – Bilder, von denen wir gehofft hatten, dass wir sie zumindest in Europa nicht mehr erleben müssen. Neben tiefer Betroffenheit und Mitgefühl empfinde ich auch große Bewunderung für den Widerstand der Menschen in der Ukraine. Gleichzeitig bin ich stolz auf die Welle der Solidarität, die von der Zahnärzteschaft ausging, die in überragendem Maße dem gemeinsamen Spendenaufruf des Hilfswerks Deutscher Zahnärzte und der Bundeszahnärztekammer gefolgt ist, den wir kurz nach Beginn des Krieges gestartet haben. Mit den Spenden konnten viele dringend benötigte Hilfsgüter in die Ukraine gebracht werden. Dafür ein großes Dankeschön!

Ebenso stolz bin ich darauf, wie die Kolleginnen und Kollegen die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren gemeistert haben. À la bonheur, wie sie trotz aller Probleme immer die Versorgung der Patientinnen und Patienten aufrechterhalten haben und sich als die wahren „Hygienemeister“ gezeigt haben – trotz unserer täglichen Arbeit im Mundraum kam es dank der strengen Hygienemaßnahmen in Zahnarztpraxen zu keinen erhöhten Corona-Infektionen. Ebenso möchte ich mich dafür bedanken, dass sich so viele Kolleginnen und Kollegen bereit erklärt haben, bei eventuellen Engpässen der Impfkampagne behilflich zu sein und Covid-Impfungen zu verabreichen. Gemeinsam mit der Bundesärztekammer haben wir auf Wunsch des Bundesgesundheitsministers mit heißer Nadel ein entsprechendes Curriculum gestrickt. Toll, wie hier die fachübergreifende ärztliche Zusammenarbeit funktioniert hat! Tatsächlich war das Impfen in Zahnarztpraxen bislang nicht notwendig, aber wir unterstützen gerne, weiterhin und in Zukunft.

Beim Thema „Fremdkapital in der Medizin“ – ein Beispiel, dass Sie alle kennen, sind die investorengetragenen Medizinischen Versorgungszentren und andere vergleichbare
Rechtskonstruktionen – ist in den letzten Wochen eine neue Dynamik in der Politik zu spüren. BZÄK und KZBV warnen schon länger vor den Gefahren dieser Zahnarztketten, von der Bildung von Mono- bzw. Oligopolen bis zu einer renditeorientierten Versorgung, sprich Überversorgung der Patienten. Herr Minister Lauterbach verkündete kürzlich, dass er diese Regulierung nun vordringlich angehen will – wir begrüßen diesen neuen Enthusiasmus natürlich sehr! Wir stehen jederzeit gerne für entsprechende Gespräche zur Verfügung. Hierzu wird der Kollege Eßer aber noch grundsätzlicher.

Genauso sind wir zu Gesprächen zur geplanten Überarbeitung des Patientenrechtegesetzes bereit. Bei jeder Änderung dieses bewährten Systems sollte genau beachtet werden, dass die derzeitigen Regelungen die bestmögliche Balance zwischen den Interessen der Beteiligten schaffen – auch wenn sie in manchen Einzelfällen unbefriedigend wirken können. Manche Herausforderungen unseres Berufsstandes teilen wir mit anderen Branchen – den Fachkräftebedarf zum Beispiel. Die Nachfrage nach Zahnmedizinischen Fachangestellten bzw. Azubis ist hoch, das Angebot an qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern leider nicht immer.

Zudem stehen Zahnarztpraxen mit großen Unternehmen und dem Öffentlichen Dienst in Konkurrenz um Personal – und können dabei oft nicht mithalten. Durch rasant steigende Energie- und Materialkosten oder auch die faktische Budgetierung der Praxen durch das GKV-FinStG sind sie bei der Lohnentwicklung schlicht nicht mehr konkurrenzfähig. Deshalb haben verschiedene (Landes-)Zahnärztekammern bereits kreative Kampagnen für den Beruf ZFA gestartet, die wir von Bundesebene gerne unterstützen. Doch ohne Hilfe der Politik wird der Fachkräftebedarf in Deutschland angesichts der demografischen Entwicklung nicht zu decken sein.

Ein Thema, dem wir uns alle und somit auch die Zahnärzteschaft nicht entziehen können, ist der Klimawandel. Wir brauchen Instrumente, diesen noch zu verhindern oder zumindest abzumildern. Innerhalb der Zahnmedizin werden Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch verstärkt diskutiert. Die Bundeszahnärzteammer hat sich in letzter Zeit intensiv damit beschäftigt, wie eine optimale Mundgesundheit gefördert und bewahrt werden und gleichzeitig eine Transformation zu einem ressourcenschonenden und umweltbewussten Arbeiten gelingen kann. Herausgekommen ist dabei unsere BZÄK-Broschüre „Nachhaltige Zahnmedizin“. Sie liefert Zahnärztinnen und Zahnärzten Anregungen, die nicht nur nachhaltig die Umwelt schützen, sondern zusätzlich an der einen oder anderen Stelle das Praxisbudget schonen können. Denn es ist wichtig zu zeigen, dass beides zusammengeht! Die BZÄK versteht ihr Engagement für mehr Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin als langfristiges Bekenntnis. Deshalb hat sie im Dezember 2022 die Erklärung „Klimapakt Gesundheit“ mitunterzeichnet – gemeinsam mit dem BMG, den Spitzenorganisationen im Gesundheitswesen sowie den Ländern und  kommunalen Spitzenverbänden.

Zum Abschluss...
...möchte ich noch einen Ausblick für das noch junge Jahr geben: 2023 wird das Jahr der Menschen mit Behinderung. Nicht nur ist Inklusion das Thema des diesjährigen Tags der Zahngesundheit am 25. September. Sondern Berlin ist auch Gastgeber eines großartigen Sportevents – der Special Olympics Weltsommerspiele im Juni, die erstmalig in Deutschland stattfinden. Tausende Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten miteinander in 26 Sportarten an. Als langjähriger Kooperationspartner von Special Olympics Deutschland unterstützt die BZÄK dabei das zahnärztliche Gesundheitsprogramm Special Smiles.
Zudem haben wir ein Papier entwickelt, das Vorschläge zur besseren zahnmedizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf macht. Damit stehen wir auch gerne dem Aktionsplan des BMG für Menschen mit Behinderung beratend zur Seite.

Das sind, wie ich finde, am Ende ein paar gute Nachrichten bei mancherlei trüben Prognosen für 2023.

Anrede,
ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen allen einen angenehmen Abend!
Bitte begrüßen Sie jetzt mit mir den Schirmherrn unseres Neujahrsempfangs, Herrn Sepp Müller, der uns die Veranstaltung hier in der DPG erst ermöglicht hat. Im Anschluss wird Frau Dr. Kirsten Kappert-Gonther, stv. Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit im Deutschen Bundestag, ein paar Worte an uns richten. Zuletzt spricht mein Kollege Dr. Eßer zu Ihnen. Aber nun übergebe ich das Wort an Herrn Müller.

 


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