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Themen

Demokratie schützen – Rassismus ächten! Politischer Neujahrsempfang der Zahnärzteschaft | Bremen: Schletter ist neue Präsidentin | Faktencheck i-MVZ | Jahrestag des Approbationsentzugs jüdischer Zahnärzte | Special Olympics Nationale Spiele | Famulatur: Musterdokumente für Praxen | Muster-Fortbildungsordnung der BZÄK: Bachelor Professional in Dentalhygiene | Flyer: Krebskranke in der Zahnarztpraxis | Tag der Zahngesundheit 2024 | Daten & Fakten 2024 | Initiative proDente | EU-Vergleich: Wie gut ist die zahnmedizinische Versorgung? | Dentalamalgam -  übereilter Ausstieg vom Europäischen Parlament gewünscht | Fehlende Medizinprodukte: Kritik an MDR wächst – Initiativen für grundlegende Revision


Demokratie schützen – Rassismus ächten!
Politischer Neujahrsempfang der Zahnärzteschaft

 Der Neujahrsempfang von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) fand am 30. Januar im Naturkundemuseum Berlin statt.

In seinen Eröffnungsworten plädierte BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz vor allem für Vertrauen in die Demokratie. Er zeigte sich erschüttert über das in Potsdam stattgefundene rechtsextremistische Treffen im November. Er wies darauf hin, dass ein Gesundheitswesen ohne das große Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund nicht vorstellbar sei.

Darüber hinaus forderte er die Bundespolitik auf, die multiplen Probleme in der ambulanten Versorgung endlich anzugehen. Aktuell gefährde vor allem die Unterfinanzierung der Parodontitisbehandlung die Versorgung vor Ort. Wenn das BMG Vorsorge und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessern wolle, sei es wichtig, hierzu endlich in den Diskurs mit der Zahnärzteschaft zu treten, da Wechselwirkungen zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehen. Zudem sei es drängende Aufgabe, die zahnärztliche Berufsausübung in eigener Niederlassung wieder attraktiv und zukunftsfit zu machen. Hier bedarf es einer ernst gemeinten Stärkung der (zahn-)ärztlichen Niederlassung durch die Politik. Lösungsideen habe die BZÄK bereits in ihrer Warnemünder Erklärung angebracht. Zudem müsse endlich die vom Minister Ende 2022 angekündigte Regulierung zur wirksamen Kontrolle von Fremdkapital und -besitz in der Gesundheitsversorgung angegangen werden und Überbürokratisierung abgebaut werden. Die BZÄK habe diverse Anregungen vorgelegt und sei hier jederzeit gesprächsbereit.

Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen), MdB, betonte, dass Demokraten gemeinsam für Demokratie einstehen müssten. Den Mund aufmachen - hier sei man bei der Profession Zahnmedizin. Sie beglückwünschte die Zahnmedizin dafür, dass sie Prävention in den Vordergrund ihrer Arbeit stelle. Davon könnten sich andere eine Scheibe abschneiden. Über die Parodontitisbehandlung müsse man reden.

Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV, forderte, die mit dem GKV-FinStG wiedereingeführte Budgetierung für alle Zeiten zu beenden. Die Parodontitistherapie müsste angesichts der alarmierenden Versorgungssituation sofort aus der Budgetierung herausgenommen werden.


Bremen: Schletter ist neue Präsidentin

Auf der Delegiertenversammlung der Zahnärztekammer Bremen am 9. Januar wurde Maria Schletter zur Präsidentin gewählt. Sie folgt auf den langjährigen Präsidenten Dr. Wolfgang Menke.  Zum Vizepräsidenten gewählt wurde Dr. Knut Thedens.


Faktencheck i-MVZ

Großinvestorenthese: Die Renditeerwartung des Investors hat auf das Versorgungsergebnis keine Auswirkungen.

Fakt: Falsch.

Eine aktuelle, umfangreiche US-Studie belegt: Die Übernahme von Private Equity war mit mehr im Krankenhaus erworbenen unerwünschten Ereignissen verbunden, eingeschlossen Sepsen, Wundinfektionen und Stürzen. Die wachsende Rolle der Private-Equity-Gesellschaften im US-Gesundheitswesen geht nachweislich auf Kosten der Behandlungs- und Betreuungsqualität.

Details und Quellen


Jahrestag des Approbationsentzugs jüdischer Zahnärzte

Am 31. Januar vor 85 Jahren wurde jüdischen Zahnärzten durch das NS-Regime die Berechtigung entzogen, ihren Beruf auszuüben. Die Doktorwürde wurde ihnen fast zeitgleich aberkannt. Zuvor war dies bereits den jüdischen Ärzten widerfahren. Erst 1996 wurde dieses Unrecht formal rückgängig gemacht. Die Bundeszahnärztekammer sieht in den aktuellen antidemokratischen Tendenzen ein deutliches Warnsignal. Die Positionierung der großen Mehrheit dagegen ist wichtig.


Special Olympics Nationale Spiele

Bei den Special Olympics Nationalen Spielen in Thüringen treten derzeit 900 Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung an. Die Zahnärzteschaft unterstützt ehrenamtlich das Gesundheitsprogramm Healthy Athletes/Special Smiles. BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz erklärte bei der Eröffnung, dass gesundheitliche Beschwerden bei Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen häufiger vorkommen, gleichzeitig sei der Zugang zur Gesundheitsversorgung oft erschwert. Zur Verbesserung brauche es bessere politische Rahmenbedingen. Mehr


Famulatur: Musterdokumente für Praxen

Studierende der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde müssen künftig eine vierwöchige Famulatur nachweisen.
Ablauf und Inhalt sind durch die Zahnärztliche Approbationsordnung Zahnärzte (ZApprO) vorgegeben. Für die Durchführung wird eine Vereinbarung getroffen. Die BZÄK stellt Musterdokumente zur Verfügung: Einen Leitfaden zum Ablauf, eine Mustervereinbarung zur Durchführung sowie ein Musterzeugnis über die Famulatur. Sie sollen eine einheitliche Umsetzung in den Kammerbereichen gewährleisten.
Ein detailliertes Muster-Anforderungsprofil für Famulaturpraxen kann auf Nachfrage zur Verfügung gestellt werden.

Leitfaden Famulatur – Ablauf / Vereinbarung / Zeugnis


Muster-Fortbildungsordnung der BZÄK: Bachelor Professional in Dentalhygiene

Ergänzend zur Aufstiegsfortbildung „Dental Hygienikerin/Dental Hygieniker (DH)“ besteht seit 2023 die Möglichkeit, einen Berufsbachelor in Dentalhygiene zu erlangen. Praxen können leistungsstarken Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) durch diese bundesweite Qualifikation eine attraktive Aufstiegsfortbildung anbieten. Die Fortbildung umfasst mindestens 1.200 Unterrichtsstunden. Die Zahnärztekammern möchten vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels mit diesem Angebot die Attraktivität der dualen Berufsausbildung weiter steigern.

Mehr zu Aufstiegschancen


Flyer: Krebskranke in der Zahnarztpraxis

Die Behandlung einer Krebserkrankung hat häufig Auswirkungen auf den Mundraum. Unter einer Chemotherapie leiden die Schleimhäute, kleine Wunden schmerzen und entzünden sich leicht. Der aktualisierte Flyer „Krebskranke in der Zahnarztpraxis“ gibt Krebspatientinnen und -patienten Orientierung, worauf sie bei der Mund- und Zahnpflege achten sollten. Die Publikation von BZÄK, KZBV und Deutschem Krebsforschungszentrum (dkfz) kann hier heruntergeladen oder kostenlos bestellt werden.


Tag der Zahngesundheit 2024

Der 25. September ist Tag der Zahngesundheit, 2024 unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund – von Anfang an!“. Im Mittelpunkt stehen Schwangerschaft und erste Babyjahre inklusive Ernährung. www.tagderzahngesundheit.de, X, Instagram, Facebook


Daten & Fakten 2024

Die neue Ausgabe Daten & Fakten von BZÄK und KZBV mit Zahlen zur zahnärztlichen Versorgung ist erschienen. Zum PDF.


Initiative proDente

proDente veröffentlichte aktuell die Pressemappen „Zahnkrone am Schneidezahn: Das ist wichtig!“, „Wie lange Zähneputzen?“ sowie „Weltkrebstag: Entzündung der Mundschleimhaut häufig unterschätzte Nebenwirkung!“.


EU-Vergleich: Wie gut ist die zahnmedizinische Versorgung?

Die EU plant die Angleichung ihrer Gesundheitssysteme. Der Europäische Raum für Gesundheitsdaten (EDHS) soll dafür Fakten bereitstellen, allerdings gibt es in vielen EU-Ländern kaum valide Gesundheitsdaten. Welches empirische Wissen die Oralepidemiologie, die Krankheitskostenrechnung und die Vergleichende Internationale Gesundheitssystemanalyse auf nationaler Ebene bereithalten, zeigt eine aktuelle IDZ-Publikation (engl.).

Die zahnmedizinischen Versorgungssysteme von Belgien, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Spanien wurden verglichen. Denn nur diese fünf EU-Staaten halten ausreichende Statistiken vor. Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Stärken und Schwächen: Während Dänemark, die Niederlande, Spanien bei Fünf- bis Siebenjährigen überdurchschnittlich gut abschnitten, schnitten Dänemark und Deutschland bei 12- bis 14-Jährigen, die Niederlande, Spanien, Belgien bei 35- bis 44-Jährigen sowie Belgien und die Niederlande bei 65- bis 74-Jährigen überdurchschnittlich gut ab.


Dentalamalgam -  übereilter Ausstieg vom Europäischen Parlament gewünscht

Das Europäische Parlament (EP) hat am 17. Januar seine Beratungen über die Revision der EU-Quecksilberverordnung vorerst abgeschlossen. Die Abgeordneten folgten dem Kommissionsvorschlag und sprachen sich aus Umweltschutzgründen für ein Verbot von Dentalamalgam ab Januar 2025 aus.

Über diesen Zeitpunkt hinaus soll der Werkstoff nur für medizinisch unerlässliche Behandlungen erlaubt bleiben. Aus Gründen der Versorgungssicherheit hatte sich EP-Berichterstatterin Marlene Mortler (CSU) im Vorfeld für ein Kompromissdatum eingesetzt: „die Verwendung von Dentalamalgam zur Zahnbehandlung [ist] bis zum 31. Dezember 2026 in den Mitgliedstaaten zulässig, in denen Dentalamalgam ein relevantes Material für die zahnärztliche Versorgung und eine der einschlägigen öffentlich erstatteten Methoden für Zahnfüllungen ist“, für das es keine Mehrheit gab.

Nach dem Parlamentsvotum entscheiden nun die im Rat versammelten Mitgliedstaaten. Offen ist, ob das Verfahren bis zu den Europawahlen im Juni abgeschlossen werden kann. Von Seiten der europäischen und deutschen Zahnärzteschaft gab es Unverständnis für den viel zu kurzen Zeitraum, zumal die umweltgerechte Entsorgung sichergestellt ist.

Ergebnis der Plenarabstimmung

Pressemitteilung Mortler


Fehlende Medizinprodukte: Kritik an MDR wächst – Initiativen für grundlegende Revision

Der geltende EU-Rechtsrahmen für Medizinprodukte (MDR) steht massiv in der Kritik, es mehren sich die Stimmen aus Politik und Verbänden, die eine rasche Überarbeitung fordern. So hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion Mitte Dezember 2023 im Bundestag den AntragVersorgung mit Medizinprodukten sicherstellen – Gesundheitswirtschaft nachhaltig stärken“ eingebracht. Angesichts der Auswirkungen auf die medizinische Versorgung und die Bedeutung des Standorts Deutschland für Medizinprodukte wird die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert.

Parallel laufen auf Ebene des Europäischen Parlaments ähnliche Bestrebungen. So forderten der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion und die Ko-Vorsitzende der CDU/CSU-Europagruppe angesichts der sich verschärfenden Situation ein rasches Handeln der EU-Kommission und forderten diese auf, nicht erst 2025, sondern schnellstmöglich eine umfassende Evaluation der MDR vorzulegen, um unmittelbar nach den Europawahlen die MDR von Grund auf zu überarbeiten. 

Bereits Mitte Dezember hatten die EU-Gesundheitsministerinnen und -minister beim Gesundheitsrat die kritische Lage bei der MDR diskutiert. Die Bundeszahnärztekammer hat sich wiederholt für grundlegende und rasche Korrekturen an der MDR ausgesprochen.


Zahnärztekammern der Länder
Positionen und Statements